Das Nachtmärchen

In den letzten Monaten habe ich eine interessante Beobachtung gemacht: Viele Menschen hören meine Märchenhörspiele spätabends – oder mitten in der Nacht. Vielleicht, weil Märchen dann am besten wirken. Vielleicht, weil sie in diesen Stunden mehr Raum haben. Oder weil wir gerade nachts empfänglicher sind für Geschichten, die keine Eile haben. So entstand die Idee zu einem besonderen Hörspiel: Das Nachtmärchen.

Es erzählt von einem Königreich, in dem zwei Brüder gemeinsam regieren sollen – einer bei Tag, der andere bei Nacht. Während der neue König sich tagsüber den klassischen Herrschaftsaufgaben widmet, wird sein jüngerer Bruder zum ersten Nachtprinzen ernannt – und kümmert sich fortan um alles, was nachts geschieht. Nur: Was genau gehört eigentlich zur Nacht?

Bildtafel "Das Nachtmärchen". Die Titelschrift erscheint vor einem Sternenhimmel mit Sichelmond.

Die Geschichte entfaltet sich in ruhigen Szenen: Es begegnen uns ein zitternder Nachtwächter mit Hühneraugen, ein Professor für Bestienkunde (vielleicht bekannt aus dem Hörspiel Das Geheimnis des Stirbelwurms), ein Dichter, der nicht schlafen kann, und sogar ein Ruinengespenst. Und ganz am Rande wirken die Heinzelleute.

Inspiriert hat mich – unter anderem – ein Feature von Sascha Wundes, in dem er über das Konzept von Nachtbürgermeistern spricht (Feature: Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da). Ich habe mich gefragt: Was würde wohl ein Nachtprinz in einem Märchen tun? Es gibt ja noch keine Clubs. Nur Laternen, Träume – und Fledermäuse.

Die Hörspielmusik stammt von Oliver Geister, der eigens dafür ein neues Nocturne komponiert hat – sanft, schwebend, ganz in der Tradition von Chopin und Debussy. Auch das trägt dazu bei, dass Das Nachtmärchen kein aufgeregtes Abenteuer ist. Eher ein akustischer Abendspaziergang durch ein verschobenes Königreich.

Ein Hörspiel zum Tagträumen und Nachtlauschen.

Mit den Stimmen von Björn Kiefer (König), Oliver Geister (Nachtprinz), Tilman Rademacher (Nachtwächter), Tabea Peitz (Frau des Nachtwächters), Christoph Tiemann (Professor Abraham van Brömpel), Kristof Nieroba (Dichter), Janet Sperber und Stefan Nászay (Heinzelleute) und Stephan Voß (Ruinengespenst).

Hörspielmusik: Oliver Geister
Märchen und Hörspielproduktion: Christian Peitz