Märchen in der Pädagogik
Was ist Märchenpädagogik? Weit gefasst kann unter Märchenpädagogik jeder pädagogische Umgang mit Märchen gefasst werden. Fasst man den Begriff ein wenig enger, dann ist die Bezeichnung Märchenpädagogik immer dann zutreffend, wenn die spezifischen Eigenarten von Märchen im pädagogischen Kontext eine Rolle spielen.
Ein Beispiel: Ein Puzzle mit Märchenmotiv kann im weiteren Sinne als märchenpädagogisches Material gesehen werden. Im engeren Sinne ist bei einem Puzzle das Motiv austauschbar. Hier spielen Märchen keine spezifische Rolle.
Welche Rolle spielen Geschichten und insbesondere Märchen in der pädagogischen Praxis? Es gibt unzählige Möglichkeiten, Märchen in pädagogische Kontexte einzubinden. Hier werden einige vorgestellt.
Entwicklungspsychologie
Das 20. Jahrhundert war sehr grundlegend für die Märchenforschung. Sigmund Freud und Carl Gustav Jung, vor allem aber Bruno Bettelheim hat sich über Märchen geäußtert und die innere Dynamik der Märchen mit Entwicklungsthemen der Kinder in Verbindung gebracht. In diesen berühmten Darstellungen werden positive Auswirkungen dargestellt. Der wichtigste Teil der Märchenpädagogik ist daher wohl das Erzählen und Vorlesen. In Märchen finden sich symbolhafte Bilder, in denen sich viele Fragen und Gedanken widerspiegeln, die Menschen jeden Alters beschäftigen. Kinder brauchen die Möglichkeit, Märchen in entspannter Form kennenzulernen. Früher war es üblich, Märchen zu nutzen, um Kindern Angst zu machen. Das widerspricht einer konstruktiven Märchenpädagogik. Beim Vorlesen und Erzählen ist es entscheidend, Zuversicht zu vermitteln.
Kita & Alltag
Märchen enthalten in verdichteten Bildern allgemeinmenschliche Themen wie Neid, Liebe, Angst und andere. Das Vortragen, ob nun in freier Erzählung oder in vorgelesener Form, ist daher der wichtigste pädagogische Beitrag. Kinder sollen Märchen kennenlernen und herausfinden, welche ihnen gefallen und welche nicht. Kreative Angebote ermöglichen ihnen die Weiterverarbeitung. Auch das Philosophieren mit Kindern eignet sich, um gemeinsam mit Kindern über Märchen nachzudenken.
Schule
Märchen spielen in der Schule eine Rolle. In vielen Lehrplänen kommen sie im Deutschunterricht der fünften Klasse vor. Da lernen die Kinder (auch) einen analytischen Blick und setzen sich mit Märchenmerkmalen usw. auseinander. Aber auch in der Grundschule kommen Märchen bereits zum Einsatz. Unter dem Link Arbeitsblätter gibt es kostenfreie Kopiervorlagen, die sich vor allem für die Grundschule eignen. Die (etwas zehn Minuten langen) Märchenhörspiele aus dem Podcast werden hier für den Schulunterricht nutzbar gemacht, vor allem im Bereich Hörverstehen, aber auch mit anderen Aspekten des Deutschunterrichts verknüpft. Auch das Philosophieren mit Kindern lässt sich gut mit Märchen verbinden.
Kreatives Schreiben
Das kreative Schreiben ist für ältere Kinder und Jugendliche, vor allem aber für Erwachsene geeignet. Viele Methoden des kreativen Schreibens lassen sich mit Märchen verknüpfen. Das Besondere ergibt sich daraus, dass Märchen magische Aspekte enthalten, wie z. B. sprechende Tiere und Gegenstände, aber auch zaubermächtige Figuren. Das kann beim kreativen Schreiben wertvoll sein, weil diese Aspekte die Möglichkeiten des Schreibens erweitern.