Waldschrat
Ein Waldschrat ist eine sagenhafte Gestalt aus dem deutschsprachigen Raum, die tief in den Wäldern lebt. Meist wird er als knorriger, alter, oft bärtiger Mann beschrieben, der mit der Natur verwachsen scheint – mit moosbedeckter Kleidung, wilden Haaren und manchmal sogar mit Wurzeln oder Zweigen am Körper. In manchen Erzählungen erscheint er auch als geisterhaftes, baumähnliches Wesen, das kaum von den Bäumen um ihn herum zu unterscheiden ist. Der Waldschrat gilt als grummelig, eigenbrötlerisch und wenig menschenfreundlich, aber nicht unbedingt böse. Er ist eine Art Naturgeist oder Waldhüter, der den Wald vor Eindringlingen schützt und das Gleichgewicht der Natur wahrt.
Waldschrat, das war für ein Begriff, der hin und wieder aufgetaucht ist. Mir war klar, dass es sich um ein Fabelwesen handeln musste. Sagen und Märchen allerdings, in denen ein Waldschrat auftaucht, kannte ich nicht. Dadurch blieb der Waldschrat als sagenhafte Gestalt wenig greifbar. Aus diesem Grund habe ich mir überlegt, mal selbst ein Märchen über ihn schreiben. Ob er allerdings dadurch greifbarer wurde, das ist eine andere Frage.
Wellenschrat
Der Wellenschrat ist ein seltener Wassergeist und gilt als naher Verwandter des Waldschrats. Doch statt in Wäldern haust er in stillen Seen, tief unten im dunklen Wasser, wo das Licht nur selten hinkommt. Man sagt, er sei der Hüter des Seelenfriedens des Wassers – so lange der See in Ruhe gelassen wird, schläft auch der Wellenschrat in seiner nassen Höhle zwischen Wurzeln und Steinen.
Wenn er sich erhebt, dann geschieht es nicht leichtfertig. Es braucht einen Frevel, um den Zorn des Wellenschrats zu wecken – etwa wenn jemand gedankenlos Dinge in den See wirft, ihn mit Lärm stört oder die Fische gierig und achtlos fängt. Dann kann es geschehen, dass die Wasser sich kräuseln, obwohl kein Wind geht, oder dass aus dem Nebel eine dunkle Gestalt auftaucht – bärtig, von Algen umwoben, mit Augen so tief wie das Seebecken selbst.
Der Wellenschrat straft nicht aus Bosheit, sondern um das Gleichgewicht zu bewahren. Wer ihn respektiert, hat nichts zu befürchten. Wer ihn missachtet, dem flüstert das Wasser manchmal in der Nacht.
Windschrat
Der Windschrat lebt in Heidelandschaften und Mooren. Dort, wo der Boden schwankt und der Nebel niemals ganz weicht, ist er zu Hause – als Schrat des Sturms, als Atem des Aufruhrs. Er ist der Sonderbarste unter den Schraten, denn anders als seine Brüder, der Wald- und der Wellenschrat, ist der Windschrat keine stille Gestalt. Er ist der Unruhegeist unter ihnen.Wenn er aufsteigt, erzeugt er kleine Wirbelstürme, die Steine, Äste und andere Gegenstände packen und umherschleudern. In der Folge kommt es immer wieder zu Verletzungen von Tieren und Menschen, die unglückseliger Weise gerade in der Nähe waren. Anders als bei anderen Schraten, ist beim Windschrat kaum zu erahnen, was ihn antreibt. Seine Stürme wirken oft willkürlich. Gegenden, in denen Windschrate beheimatet sind, sollten weiträumig gemieden werden, denn von ihnen geht eine große Gefahr aus, der man sich kaum entziehen kann. Menschen, die Angriffe von Windschraten überlebt haben, beschreiben diese als Windriesen, die sich auf einmal aus dem Nichts erheben und mit finsterem Blick Winde aus sich herauspusten.