Zauberspiegel

Bekannt ist der Zauberspiegel vor allem als allwissendes Zauberinstrument der bösen Stiefmutter aus „Schneewittchen“ (KHM53, seit der Erstausgabe 1812). Er beantwortet die Frage „Spieglein, Spieglein an der Wand / wer ist die Schönste im ganzen Land?“. In ziemlich ähnlicher Weise findet sich dies bereits vor Grimm bei Musäus, der in seinem Märchen „Richhilde“ (1782) ebenfalls einen Zauberspiegel beschreibt. Richhilde, eine junge, schöne Witwe, sagt zu ihm den Spruch: „Spiegel blink, Spiegel blank / Goldener Spiegel an der Wand / Zeig mir die schönste Dirn in Brabant.“

Der Ursprung des allwissenden Spiegels ist allerdings noch deutlich älter. Die Sammlung „Hundertundeine Nacht“, die als eine Art kleine Schwester der Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“ angesehen wird, erzählt in der Rahmengeschichte vom Spiegel. Da fragt der König beim Blick in den Spiegel: „Kennt ihr irgendjemanden auf der Welt, der schöner ist als ich?“ – Ohne Reim wirkt das zwar unvollständig, aber nach heutigem Stand der Forschung scheint dies der erste Auftritt eines Zauberspiegels gewesen zu sein.

Übersicht: Der Zauberspiegel im klassischen Märchen

  • 101 Nacht: Aus dem Arabischen übersetzt von Claudia Ott.
  • Johann Karl August Musäus: „Richhilde“ aus „Deutsche Volksmärchen“
  • Jacob und Wilhelm Grimm: „Schneewittchen“ aus den „Kinder- und Hausmärchen“

Ich habe den Zauberspiegel hin und wieder verwendet. Für mich passte er gut als altkluger Gesprächspartner, der das äußere Erscheinungsbild der Märchenfiguren kommentiert. Zum Beispiel kommt er in „Puranzel“ und „Prinz Zwirbelbart“ vor.