Das Schlossgespenst ist in der Regel ein klassischer Spukgeist. Das vielleicht bekannteste Gespenstermärchen ist „Das Gespenst von Canterville“ (Oscar Wilde), das satirisch beginnt: Das Gespenst vollführt all seine gruseligen Tricks, um die neuen Eigentümer des Schlosses Canterville zu erschrecken. Diese aber reagieren gelassen und eher mitleidig.
Wenn es um Spukschlösser geht, muss auch das „Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ (KHM 4) erwähnt werden. Ein Held sucht eine Situation, in der er sich gruselt. Doch das Spukschloss kann ihm da nicht weiterhelfen. Am Ende wird ihm ein Eimer kaltes Wasser mit Gründlingen ins Bett gekippt. Das hilft.
Das münsterländische Volksmärchen „Die schwarze Prinzessin“ handelt von einem Soldaten, der in ein leer stehendes Schloss kommt. Doch darin hausen Gespenster, die ihm an den Kragen wollen. Der Soldat kann die verwunschene Prinzessin nur erlösen, indem er dem Spuk trotzt.
Ein klassisches Gruselmärchen (wenn auch ohne Schloss) ist „Das Gespensterschiff“ von Wilhelm Hauff: die verfluchten Seelen einer ermordeten Schiffsbesatzung treiben auf ewig über das weite Meer, bis jemand kommt, sie zu erlösen. Auch unheimlich kommt „Rupp Rüpel“ (Lindgren) daher. Er ist Knecht beim Pfarrer, will sich einen Spaß erlauben und verkleidet sich als Gespenst. Dann wird er wirklich eines.
Für mich sind Schlossgespenster großartige und sehr traditionelle Figuren. In meinen Märchen sind sie zudem ein wenig spießig: Ihr Traditionsbewusstsein lässt nicht zu, dass sie neue Wege gehen. Es wird auf traditionelle Weise gespukt. Oder eben gar nicht.